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Seit zehn Jahren als Infektiologe am Spital Nidwalden

Roman Gaudenz kümmert sich um alles, was mit Bakterien, Viren und Pilzen im Spital Nidwalden zu tun hat. Das hatte vor zehn Jahren Pioniercharakter.
6. August 2023
Lesezeit: 3 Minuten
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Seit zehn Jahren sagt Roman Gaudenz im Spital Nidwalden den Bakterien und Viren den Kampf an

Blasen-, Lungen-, Magen-Darm- oder Gallenblasenentzündung: Viele Patientinnen und Patienten werden mit einer Infektion ins Spital Nidwalden eingeliefert, weiss Roman Gaudenz. Als Infektiologe ist er in solchen Fällen besonders gefragt. «Zusammen mit meinen Arztkollegen versuche ich, den korrekten Schutz und die geeignete Therapie zu finden», erzählt er. Schulungen des Personals stehen ebenso in seinem Pflichtenheft. Zudem ist er dafür besorgt, dass das Medizinpersonal auch während seiner Abwesenheit, etwa am Wochenende, Patienten wenn nötig auf multiresistente Keime untersucht und sie bei Bedarf isoliert oder sonstige notwendige Massnahmen ergreift.

Seit zehn Jahren arbeitet am Spital Nidwalden mit Roman Gaudenz ein Infektiologe. Das Spital spielte damit eine Vorreiterrolle. «Damals kannte man Infektiologen vor allem in grösseren Spitälern», wie er aus eigener Erfahrung weiss. Der Scuoler liess sich vor seiner Tätigkeit in Nidwalden am Unispital Zürich zum Facharzt für Infektiologie ausbilden.

Enge Zusammenarbeit mit dem Luzerner Kantonsspital

Das Spital Stans stellte vor der Ära Gaudenz eine Hygienefachfrau ein, die bei Bedarf bei der Spitalhygiene oder bei den Infektiologen des Luzerner Kantonsspitals Rat einholen konnte. Davon mache er auch selber ab und zu Gebrauch. Die beiden Spitäler, die mittlerweile zur Luks-Gruppe gehören, pflegen auch sonst eine enge Zusammenarbeit. Auch eine Hygienefachfrau ist weiterhin am Spital Nidwalden tätig. Sie schätze die Zusammenarbeit mit dem Infektiologen vor Ort sehr. Der 55-jährige Kaderarzt ist neben seiner Tätigkeit als Infektiologe auch als Flugarzt, Reisemediziner, Personalarzt und Allgemeinmediziner am Spital tätig, was auch förderlich für die Zusammenarbeit im Team sei.

Der Erfolg seines Wirkens als Infektiologe sei nicht direktmessbar – und trotzdem sei der Kampf mit den Bakteriennötiger denn je. «Bakterien sind sehr erfinderisch und flexibel. Sie ändern ihre Strategie, um auch bei Einsatz von Antibiotika zu überleben. Das erlangte Wissen von Resistenzen geben sie untereinander weiter.» Antibiotika, die in der Fleischproduktion eingesetzt werden, können zu resistenten Bakterien in den Tieren führen und so zu den Menschen gelangen. Die Zahl solcher multiresistenten Keime haben in den vergangenen Jahrzehnten messbar zugenommen.

Sie sind unentbehrlich im Darm

Wobei Bakterien nicht per se etwas Schlechtes seien. «Am richtigen Ort sind sie nützlich. Im Darm zum Beispiel helfen Tausende von ihnen bei der Verdauung. Wenn sie sich nach einem geplatzten Blinddarm im Bauchraum verbreiten, werden sie jedoch gefährlich», erklärt er. «Und wenn Bakterien, die sonst auf der Hautwohnen, in eine offene Wunde gelangen, muss vielleicht, wenn multiresistente Bakterien im Spiel sind, im Extremfall sogar eine Gliedmasse amputiert werden.»

In die Zukunft schaut Roman Gaudenz trotzdem zuversichtlich, auch wenn die Forschung zögerlich laufe, weil sich die Industrie von der Entwicklung neuer Antibiotika nicht hohe Gewinne verspreche. In der Schweiz sei man in Sachen Hygienebewusstsein auf einen hohen Level. «Zudem verschwinden multiresistente Erreger auch immer wieder, weil sich die verschiedenen Arten untereinander verdrängen.»

Selbst für den Infektiologen Roman Gaudenz ist die Welt der Bakterien mit tausenden von verschiedenen Arten ein noch zum Teil unerforschtes Universum. «Wir wissen vieles noch nicht und machen immer wieder neue Entdeckungen, auch was das Wechselspiel zwischen Menschen und Bakterien betrifft.»

Autor: Matthias Piazza. Der Beitrag erschien am 6. August 2023 auf luzernerzeitung.ch.  

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