Direkt zum InhaltDirekt zum Fussbereich

Polyneuropathien

Diese Seite beinhaltet auch: PNP, Small-Fiber-Neuropathie, SFN, Klein-Nervenfaser-Neuropathie, Diabetische Neuropathie, Toxische Polyneuropathie

Kontakt und Zuweisung

Überblick

Polyneuropathien sind Versorgungsstörungen mehrerer Nerven, die ausserhalb des zentralen Nervensystems (Gehirn und Rückenmark) liegen. Betroffen sein können Nerven, welche die Bewegung steuern, solche die für die Sinneswahrnehmung zuständig sind oder diejenigen, die Informationen direkt an das Gehirn leiten.

Eine Sonderform der Polyneuropathie ist die Small-Fiber-Neuropathie, welche die feinsten Nerven in der Haut betrifft. Als schweizerisches Referenzzentrum für die Small Fiber Neuropathie ist das LUKS darauf spezialisiert und bietet die besten Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten.

Häufige Fragen

Ursachen

Die Wissenschaft kennt hunderte mögliche Auslöser von Polyneuropathien. Dabei wird zwischen erworbenen und angeborenen Formen unterschieden, wobei die angeborenen sehr viel seltener sind. Zu den häufigsten Ursachen von erworbenen Polyneuropathien zählen Diabetes mellitus und eine toxische Polyneuropathie aufgrund von übermässigem Alkoholkonsum 

Beim Diabetes mellitus geht man davon aus, dass kleinste Gefässe geschädigt werden, welche für die Versorgung der Nerven zuständig sind und dadurch die Nerven nicht mehr ausreichend versorgt werden. Diabetes ist ausserdem die häufigste Ursache für eine Small-Fiber-Neuropathie, bei welcher die kleinsten temperatur- und schmerzempfindlichen Nerven in der Haut, meist in Händen oder Füssen, geschädigt werden. Auch rheumatische Erkrankungen können eine Small-Fiber-Neuropathie verursachen. Die Vorgänge sind noch nicht vollständig geklärt. Bei gesunden Personen wachsen die feinen Hautnerven mit der Erneuerung der Haut immer wieder nach. Verschiedene Stoffwechsel- und Versorgungsstörungen können dieses Gleichgewicht von Auf- und Abbau der Nerven stören, wodurch die Anzahl kleiner Nerven in der Haut abnimmt.

Menschen mit Niereninsuffizienz, insbesondere Dialysepatienten, leiden ebenfalls oft an einer Polyneuropathie. Zu den weiteren, wenn auch selteneren Ursachen gehören Infektionen, Nährstoffmangel (insbesondere Vitamin B12) sowie Tumorerkrankungen. Es können Personen jeden Alters betroffen sein.

Symptome

  • Gefühlsstörungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühl, häufig an Füssen oder Händen
  • Brennende Schmerzen, die bei Berührung oder Temperaturveränderung stärker werden
  • Störungen bei der Wahrnehmung von Kälte, Hitze oder Schmerz
  • Muskelschwäche
  • Unsicherer Gang
  • Veränderung von Blutdruck, Atmung oder Herzfrequenz
  • Verstopfung
  • Erektionsstörungen
  • Verlust der Blasenkontrolle

Diagnose

Die gezielte Behandlung einer Polyneuropathie setzt voraus, dass ihre Ursache bekannt ist. Am Anfang steht deshalb eine sorgfältige Diagnosestellung.

Die Grundlage der Diagnose bildet die Krankheitsgeschichte des Patienten. Neben den Beschwerden kommen dabei auch Themen wie Alkoholkonsum, Zuckerkrankheit, Medikamenteneinnahme, frühere Infektionen sowie Nervenerkrankungen in der Familie zur Sprache. Danach prüfen die Fachärzte im Rahmen einer neurologischen Untersuchung die Sensibilität der Nerven, die Muskelkraft und die Reflexe.

Um die Art und das Ausmass der Nervenschädigung zu bestimmen, gelangen mitunter auch elektrophysiologische Untersuchungen zum Einsatz. Dazu werden Elektroden an der betreffenden Körperstelle angebracht und ein Nerv mit ganz wenig Strom angeregt. Mit den Elektroden kann nun gemessen werden, wie stark und wie schnell das Signal durch den Nerv weitergeleitet wird.

Bei der Small-Fiber-Neuropathie ist die Entnahme einer Gewebeprobe der Haut (Hautstanzbiopsie) notwendig, da die kleinen Nerven der Haut nicht mit einer elektrophysiologischen Untersuchung erfasst werden können. Unter lokaler Betäubung werden an Ober- und Unterschenkel einige Hautproben entnommen. Anhand dieser Proben kann im Labor die Nervendichte in der Haut bestimmt werden. Bei Menschen mit Small-Fiber-Neuropathie werden im Laboruntersuch meist weniger kleine Nerven in der Haut entdeckt. Zudem ist die Funktion der verbleibenden Nerven oft eingeschränkt.

Nachdem die Art der Schädigung festgestellt wurde, gilt es die Ursache zu finden. Aufgrund der zahlreichen möglichen Auslöser, ist dies nicht immer einfach. Ausserdem muss eine umfassende Laboruntersuchung von Blut und Urin gemacht werden, um die Ursache zu klären und andere Erkrankungen auszuschliessen. In seltenen Fällen werden bildgebende Verfahren, wie die Magnetresonanztomographie (MRT) eingesetzt, um Nerven und Muskeln abzubilden oder Gewebeproben von Nerven entnommen.

Verlauf

Erste Anzeichen einer Polyneuropathie sind häufig Gefühlsstörungen an den Füssen oder Beinen. Im Verlauf der meisten Polyneuropathien breiten sich die Symptome aus und es können Schmerzen und Muskelschwächen dazu kommen.

Im Fall einer Small-Fiber-Neuropathie hingegen bleibt es meist bei Gefühlsstörungen und Schmerzen in den Beinen. Muskeln oder grössere Nervenfasern sind nicht betroffen. Welche Nerven betroffen sind und wie sich die Beschwerden ausbreiten, ist abhängig von der Ursache für die Nervenschäden.

Bestehen die Beschwerden bei Polyneuropathien über längere Zeit und verschlimmern sich, entwickeln Betroffene oft einen unsicheren Gang oder falsche Bewegungsmuster. Dadurch werden die Muskeln nicht mehr richtig benutzt und schrumpfen oder verkürzen sich, was die Instabilität der Körperhaltung zusätzlich verstärkt.

Wenn die Wahrnehmung von Temperaturveränderungen oder Schmerz eingeschränkt ist, besteht zudem ein grösseres Verletzungsrisiko und Betroffene laufen Gefahr, Druckstellen oder Wunden nicht zu bemerken. Langfristig können so schwere Entzündungen oder Geschwüre entstehen.

Behandlung

Kann als Ursache eine bestimmte Krankheit identifiziert werden, konzentriert sich die Therapie darauf, diese Grunderkrankung zu behandeln. Liegt der Polyneuropathie hingegen eine nicht behandelbare Krankheit zugrunde oder bleiben ihre Ursachen im Dunkeln, fokussiert sich die Therapie auf die Symptombehandlung. Im Vordergrund steht dabei die Schmerzlinderung.

Diabetische Polyneuropathie

Ist die Nervenschädigung eine Folge von Diabetes mellitus, verhindert eine optimale Blutzuckereinstellung das rasche Fortschreiten der Erkrankung. Daneben gibt es gewisse Medikamente, welche die Beschwerden zu lindern vermögen.

Toxische Polyneuropathie (Alkoholismus)

Hat die Polyneuropathie ihre Ursache im übermässigen Alkoholkonsum, ist der vollständige Verzicht die wichtigste Massnahme. Daneben ist zu prüfen, ob der oder die Betroffene aufgrund einer vernachlässigten Ernährung an einem Vitaminmangel leidet, welcher die Nerven zusätzlich schädigt. Bestimmte Vitaminpräparate helfen, die geschädigten Nerven zu regenerieren und die Schmerzen zu verringern.

Infektiös bedingte Polyneuropathien

Polyneuropathien, die aufgrund einer Infektion wie beispielsweise Masern, Lepra, HIV, Hepatitis B, C und E, Borrelien oder Diphtherie entstanden sind, lassen sich in der Regel (bei Masern nicht) erfolgreich mit Antibiotika behandeln.

Angeborene Polyneuropathien

Je nachdem um welche Erkrankung es sich handelt stehen heute Medikamente zur Verfügung, die ein überaktives Immunsystem bei entzündlichen Erkrankungen unterdrücken (Immunsuppressiva). Auch können unter anderem heute seltene Erkrankungen, die Fabry Erkrankung und die Amyloidose, teils behandelt werden.

Polyneuropathien unbekannter Ursache

Bei der Behandlung von Polyneuropathien unbekannter Ursache steht die Schmerztherapie im Zentrum. Als wirksam haben sich etwa die trizyklischen Antidepressiva erwiesen, mit welchen auch depressive Erkrankungen behandelt werden. Dasselbe gilt für Antikonvulsiva, die sonst der Behandlung von Krampfanfällen dienen. Einige Betroffene, die auf herkömmliche Behandlungen nicht ansprechen, können mit einer elektrischen Rückenmarkstimulation wirksam behandelt werden. Wichtige Bestandteile bei der Behandlung von Symptomen sind zudem die ergonomische- und die Physiotherapie. Sie fördern die Beweglichkeit,  reduzieren Durchblutungsstörungen und helfen den Betroffenen, ihre Mobilität und die bestmögliche Lebensqualität zu erhalten.

Vorsorge

  • Nur mässig Alkohol konsumieren
  • Bei Diabetes Blutzucker kontrollieren
  • Ausgewogen ernähren

War diese Seite hilfreich?