Wie sich Zentrums- und Regionalspitäler stärken

Medizinischer Fortschritt und steigende Patientenbedürfnisse kollidieren mit dem Widerstand gegen wachsende Kosten und einer starren Tarifstruktur. Insbesondere Regionalspitäler stehen vor Herausforderungen wie Fachkräftemangel, Kosten- und Margendruck, Ambulantisierung und neue Angebotsstrukturen sowie Qualitätsanforderungen und Digitalisierung.
Spitäler in den Regionen haben oft nicht die nötigen Ressourcen und Kompetenzen, um Entwicklungen oder Vorgaben aus eigener Kraft umzusetzen. Gleichzeitig müssen sie eine stabile Grund- und Notfallversorgung sicherstellen. Angesichts der zunehmenden Spezialisierung verliert diese Aufgabe aber an Attraktivität für Fachkräfte und es drohen lokale Versorgungslücken.
Kooperationen dienen als Schlüssel
Dank Kooperationen können Kapazitäten und Kompetenzen zwar flexibler geplant und eingesetzt werden. Neue Netzwerkmodelle sind jedoch essenziell. In der LUKS Gruppe waren folgende Ansätze zielführend:
- Shared Services: Gemeinsame Supportleistungen bei Finanzen, HR, Logistik und medizinischer Diagnostik steigern die Effizienz und sparen Kosten.
- Hub-and-Spoke-Modell: In diesem Netzwerkmodell wirken Zentrumsversorger mit grossen Fallzahlen als Magnete für spezialisierte Fachkräfte und können so ihre Leistungen mit hoher Qualität erbringen. Ein starkes Zentrumsspital mit ausreichend Fachkräften kann diese an mehreren Standorten einsetzen, um die wohnortsnahe Versorgung sicherzustellen. Komplexe Fälle werden im Zentrum behandelt, die Grundversorgung bleibt lokal.
- Standortübergreifende Kliniken: Für häufige Indikationen werden standortübergreifende Kliniken gebildet. Dies optimiert den Patientenfluss, steigert die Qualität und bietet differenzierte attraktive Arbeitsbedingungen hinsichtlich Weiterbildung, Perspektiven und Dienstbelastung.
- Digitalisierung und Automatisierung: Kooperationen erleichtern Investitionen in Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) beziehungsweise zur Datennutzung, die für kleinere Organisationen allein nicht finanzierbar sind. Einheitliche Prozesse ermöglichen es, Ressourcen und die Qualitätssicherung datenbasiert zu steuern.
- Forschung und Wissensaustausch: Zentrumsversorger bieten Zugang zu Forschung, evidenzbasierter Medizin und Innovation. Durch standortübergreifende Fachkonzepte werden die Kompetenzen und Weiterentwicklungsmöglichkeiten der Regionalversorger gestärkt.
Lokale Identität regionaler Versorger wahren
Die Akzeptanz für abgestufte Versorgungsmodelle muss sowohl bei Leistungserbringern als auch in der Bevölkerung und der Politik geschaffen werden. Kulturelle Unterschiede zwischen urbanen und ländlichen Regionen sowie zwischen verschiedenen Kantonen können eine Integration erschweren. Kooperationen sind notwendig, um etablierte Strukturen aufzubrechen. Zugleich ist es wichtig, die lokale Identität der regionalen Versorger zu wahren, da diese nicht nur medizinische, sondern auch soziale Rollen als Arbeitgeber sowie als Bindeglied zu den lokalen Institutionen und zur Bevölkerung einnehmen.
Entscheidende Erfolgsfaktoren
- Der Erfolg solcher Partnerschaften hängt von folgenden zentralen Aspekten ab:
- Klare und breit abgestützte Zieldefinition
- Governance mit klaren Regelwerken und Organisationsstrukturen
- Technologische Integration inklusive gemeinsamer kaufmännischer Systeme (Enterprise Resource Planning ERP) und Krankenhausinformationssysteme (KIS)
- Frühzeitige Kommunikation mit Fokus auf den Gruppengedanken
Strukturelle Konsolidierungen sind angesichts des steigenden Drucks unvermeidbar. Gleichzeitig müssen regionale Gesundheitszentren als stabile Plattformen für die Grundversorgung erhalten bleiben, um wohnortsnah und nachhaltig eine flächendeckende und moderne Gesundheitsversorgung sicherzustellen.
Dieser Beitrag ist eine Zweitverwertung aus einer Publikation auf competence.ch, der Online-Plattform für Führungskräfte aus dem Gesundheitswesen.