«Ob auf Station oder zuhause, virtuell betreuen funktioniert rund um die Uhr»

«Wir sind die einzige Spitalgruppe in Europa, die Virtual Care so umfassend angeht.»
António Braizinho, Nursing Lead Virtual Care der LUKS Gruppe
Was muss man sich unter Virtual Care vorstellen?
Im Kern geht es bei der virtuellen Betreuung darum, dass wir Patientinnen und Patienten unabhängig davon, wo sie sich aufhalten, ob auf der Bettenstation oder zuhause, in Echtzeit rund um die Uhr medizinisch und pflegerisch betreuen können. Dafür nutzen wir digitale Technologien wie tragbare Messgeräte, Monitorsysteme oder Videotechnik zur Kommunikation. Zentral ist, dass sämtliche Daten in unser Klinikinformationssystem LUKiS der Firma Epic einfliessen.
Stationäres remote Monitoring lautet ein erstes Projekt – was genau ist das?
Geplant ist, dass wir Patientinnen und Patienten, die für akutmedizinische Behandlungen im Spital sind, mitbetreuen. Die Virtual Care Unit kann nach kardiologischen Eingriffen EKG-Kurven und Vitalparameter erfassen und bei Bedarf Alarm auslösen. Damit unterstützen wir das Team vor Ort. Mit der kardiologischen Telemetrie beginnen wir in Luzern, später weiten wir sie auf alle Standorte der LUKS Gruppe aus. Das Monitoring der Neurorehabilitation nach einem Schlaganfall ist eine weitere geplante Umsetzung. Für die visuelle Überwachung, die dann neben anderen Parametern nötig ist, möchten wir ein Video-Überwachungssystem nutzen. Wir überlegen, die Technik auch für Sitznachtwachen im Spital einzusetzen.
Geht es vor allem darum, Kosten zu sparen?
Nein, aber das ist auch ein gewünschter Effekt. Wichtig ist, dass wir unser hochspezialisiertes Fachpersonal in den Spitälern entlasten, sodass sie sich anderen Aufgaben, wie zum Beispiel Austrittsgesprächen, widmen können. Das sorgt für mehr Zufriedenheit bei den Mitarbeitenden.
Und was ist das Ziel der Virtual Care zuhause?
Damit könnten wir die Aufenthaltsdauer im Spital verkürzen und gleichzeitig die Qualität der Betreuung beibehalten. Nach einem kardiologischen Eingriff können wir die Vitalparameter von Patientinnen und Patienten auch aus der Ferne überwachen. Dreimal am Tag melden sich unsere Virtual Care Nurses über Video. Auch der betreuende Arzt oder die betreuende Ärztin kommt virtuell zur Visite. Virtual Care zuhause funktioniert allerdings nur, wenn die Betroffenen die Messgeräte bedienen und über die App MeinLUKS sowie über Video kommunizieren können. Wir klären das vorab jeweils auf der Station ab.
Sind Sie auch in Notfällen verfügbar?
Ja, ein konkretes Projekt ist die Tele-Neonatologie. In Notsituationen, die während oder nach einer Geburt entstehen, schalten sich die Spezialistinnen und Spezialisten der Neonatologie des Kinderspitals in Luzern per Videocall dazu und coachen die Betreuenden vor Ort. Die Qualität der neonatologischen Versorgung wird sich dadurch massiv verbessern. Wir bieten diese Form der telemedizinischen Beratung auf Nachfrage an. Geplant ist sie bereits für das LUKS Sursee und das Kantonsspital Uri.
Sie leiten das Programm seit Juli 2024. Dafür haben Sie schon sehr Vieles geplant. Was kommt noch?
Wir sind tatsächlich sehr innovativ und die einzige Spitalgruppe in Europa, die Virtual Care so umfassend angeht. Für Patientinnen und Patienten mit chronischen Erkrankungen planen wir ein Monitoring über tragbare Messgeräte, sogenannte Wearables. Wir denken dabei an Erkrankungen wie Herzinsuffizienz, aber auch an chronische Lungenerkrankungen oder Diabetes. Ein besonderes Anliegen ist mir die präventive Überwachung von Gesunden. Auf jeden Fall wird es mir und meinem Team so schnell nicht langweilig.