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Kinder erkranken anders

Infektionen mit Viren, Bakterien oder anderen Erregern führen bei Kindern zu anderen Symptomen und Krankheitsverläufen als bei Erwachsenen. Auch Diagnostik und Therapie unterscheiden sich. Forschung, wie sie das Team um PD Dr. med. Nicole Ritz, Chefärztin Pädiatrie vom Kinderspital des LUKS in Luzern, betreibt, liefert wichtige Erkenntnisse.
2. Juni 2023
Lesezeit: 2 Minuten
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Im Winter 2021/2022 löste das Coronavirus besonders viele Covid-Erkrankungen aus – auch bei Kindern. Die Symptome unterschieden sich aber je nach Alter. Während jüngere Kinder meist unter Fieber, Schnupfen oder Husten litten, kam es bei älteren Kindern und Jugendlichen vermehrt zu Kopfschmerzen, Geschmacks- und Geruchsverlust. «In den meisten Fällen verlief die Erkrankung mild», sagt PD Dr. med. Nicole Ritz, Chefärztin Pädiatrie am Kinderspital des LUKS in Luzern. Waren die Kinder vorerkrankt, mussten sie vermehrt ins Spital aufgenommen werden. Solche wichtigen Informationen liefert ein von Dr. Ritz geleitetes nationales Forschungsprojekt zu Covid-19-Erkrankungen bei Neugeborenen, Kindern und Jugendlichen.

Alle Kinderspitäler liefern Daten

Nicole Ritz ist Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin sowie für Infektiologie und führt die Covid-Studie für die Swiss Paediatric Surveillance Unit (SPSU) durch. Über das Meldesystem der SPSU werden die Daten über Krankheiten mit Komplikationen sowie seltene Krankheitsbilder bei Kindern unter 16, die in einem Spital behandelt wurden, erfasst. Beteiligt sind schweizweit 29 Kinderspitäler und Kliniken, die Kinder behandeln. Aktuell laufen neben der 2020 begonnenen Covid-Studie weitere Forschungsprojekte, etwa zu Infektionen mit Bakterien der Gruppe-A-Streptokokken sowie zu Varizellen (Windpocken) und deren Komplikationen.

Tuberkulose bei Flüchtlingskindern

Bereits abgeschlossen wurde ein ebenfalls von Nicole Ritz und ihrem Team geleitetes Projekt zur Tuberkulose, für das 2022 der SwissTB Award für «herausragende Forschung» verliehen wurde. Ausgewertet wurden Daten von 139 Kindern über einen Zeitraum von sechs Jahren. Auffällig war, dass es 2016 zu einem starken Anstieg der in der Schweiz gemeldeten Fälle kam. Hintergrund war die Flüchtlingswelle in Europa, die damals ihren Höhepunkt erreichte. Die Studie fand auch heraus, dass etwa ein Drittel der Kinder keine oder nur wenig Symptome einer Tuberkulose-Erkrankung hatte. Dies zeigt, wie wichtig es ist, die Kinder bei TB-Exposition auch ohne Symptome abzuklären.

RSV-Epidemie

Auch beim Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) kommt man aufgrund abgeschlossener Studien und noch unpublizierter Daten zu einer besseren Einschätzung des Krankheitsgeschehens vor allem in den letzten Jahren. Im Winter 2022/2023 war eine deutlich stärkere Epidemie zu verzeichnen, die man aufgrund der Vordaten mit weniger oder ausbleibender Epidemie vorhergesehen hatte. Die RSV-Infektion betrifft alle Kinder in den ersten zwei Lebensjahren und auch später regelmässig. Sie führt zu Atemnot und erschwerter Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme, was häufige Gründe für Spitaleinweisungen sind. Da es noch keine generell verfügbare vorbeugende Impfung gibt, kann Eltern derzeit lediglich empfohlen werden, ihre Säuglinge und Kleinkinder zu schützen, indem sie sie von hustenden und fiebernden Personen fernhalten.

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